Liebe Bürger,
heute habe ich das erste Mal die Möglichkeit, vor vielen von euch zu sprechen. Das letzte Jahr hatte mich die Nahost-Politik intensiver in meinem Leben bewegt, als es in den Jahren davor war. Und voller Optimismus hatte ich mich mit einigen vom Friedenszentrum auf den Weg nach Ägypten gemacht. Es war uns allen absolut ein Bedürfnis, den Menschen im Gazastreifen zu zeigen: „Hey, wir haben euch nicht vergessen! Wir denken an euch! Wir wirken Tag für Tag, wo wir die Möglichkeit haben, auf unsere Politiker ein und sagen: „Bitte vergesst sie dort nicht!“
Wir denken natürlich auch an die Israelis und wünschen, dass sie mit den Palästinensern zusammen in Frieden leben können. Doch wie es momentan läuft, ist es alles andere als tragbar. Wenn man davon hört, wie der Alltag aussieht für die Menschen in Gaza. Wenn ich an die Frauen denke, die ihre Kinder und Säuglinge mit Nitrit-verseuchtem Wasser ernähren müssen. Welche Zukunft haben sie? Auch ich habe Kinder, die noch zur Schule gehen, oder eine Tochter, die studiert. Auch die Eltern dort möchten eine gute Zukunft für ihre Kinder haben und da wegzuschauen war uns absolut unmöglich.
Leider hatten wir nicht die Chance, die Menschen in Gaza zu begrüßen, wir wollten uns ein Bild von ihnen machen, wir wollten sehen, wie es dort aussieht, und ihnen Hoffnung bringen, doch das wurde uns verwehrt. Es war auch traurig zu spüren, wie sich leider die europäischen Politiker eingraben und unserem Unternehmen keine Hilfe haben zukommen lassen. Sicherlich wäre etwas möglich gewesen, wenn sie es gewollt hätten.
Aber die Menschen, die sich dort auf den Weg gemacht haben, die waren voller Hoffnung, und ich denke, diese Hoffnung sollte weiter bestehen, sie sollte verstärkt werden. Und jeder, der etwas tun kann, sollte sich dort einbringen. Es ist so wichtig, dass die Menschen im Dialog bleiben und nicht sagen: „Was kann ich schon tun, dieser Konflikt ist schon ewig, da wird sich nichts mehr ändern.“
Jeder einzelne von uns hat die Chance, nicht wegzugucken und zu agieren. Auch ich war anfangs von einer wahnsinnigen Angst besessen. Ich habe gedacht - worauf lässt du dich ein? Aber wenn merkt, dass man nicht alleine ist, dass auch viele andere genauso denken, weiß man: gemeinsam sind wir stark! Und gemeinsam können wir mit friedlichen Möglichkeiten sehr viel bewegen.
Als ich am Jahresende das Theater aus Jenin gesehen habe – Junge Menschen in dem Alter meiner Tochter, die hauptsächlich die Thematik hier über die Körpersprache vermittelt haben - hat es mich sehr ergriffen, wie diese Menschen eine Sehnsucht haben nach Frieden, nach Freiheit. Und ich denke, diese Möglichkeit sollte man jedem geben und man sollte nicht einfach Völker alleine in ihrem Elend lassen. Darum bitte ich Sie, darüber nachzudenken, und ich bedanke mich, dass sie so zahlreich zugehört haben.