Vortragsreihe Wege zu einer Kultur des Friedens
Donnerstag, 20. Mai 2021 um 19.00 Uhr

Die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Königslutter und der Krankenmord

Eine Buchvorstellung per Zoom von Susanne Weihmann
 

Im Rahmen der »Euthanasie-Aktion-T4« wurden 1941 aus der »Durchgangsanstalt Königslutter« mehr als 400 Patienten in den Gastod geschickt. Fast die Hälfte von ihnen waren eigene Patienten der LHP - allein 85 von ihnen kamen aus Braunschweig. Der erste Transport mit 70 Kranken in die Tötungsanstalt Bernburg erfolgte am 19. Mai vor 80 Jahren. Susanne Weihmann berichtet in ihrem Buch über die namentlich bekannten Opfer und die verantwortlichen Akteure, den begründeten Verdacht auf weitere Tötungen in der Anstalt selbst sowie die unzureichende juristische Aufarbeitung nach 1945.

Einwahldaten am Ende dieses Beitrages!

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Ein Verfolgen des Vortrages in den Räumen der VHS ist leider derzeit nicht möglich
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Weihmann ist freie Regionalhistorikerin und Verfasserin zahlreicher Publikationen und Einzelbeiträge zu lokalen und regionalen Themen. Sie erarbeitete Ausstellungen und ist Initiatorin von Gedenkorten für die Opfer der NS-Diktatur in und um Helmstedt. 

  
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» Flyer

 

Gedenkfeier am 19.5.2021: https://www.youtube.com/watch?v=AGIli5VwUc8

"Am 19. Mai 1941 – heute vor 80 Jahren – wurden 37 Frauen und 33 Männer, PatientInnen der Landes Heil- und Pflegeanstalt (LHP) Königslutter, ermordet. Daran erinnerten am heutigen Mittwoch, den 19.5.2021 im Laufe des Tages einige Menschen am Mahnmal für die „Euthanasie“-Opfer in Königslutter und legten Blumen nieder.

Die PatientInnen der LHP wurden an diesem Tag mit zwei Bussen (die heute als 'Graue Busse' bezeichnet werden) nach Bernburg in Sachsen-Anhalt gefahren, wo sie sofort (noch am gleichen Tag) in der dortigen Gaskammer getötet wurden.
 
Es war der erste Transport der LHP Königslutter im Rahmen der so genannten „Euthanasie-Verbrechen“ im Deutschland des Dritten Reichs, die zentral organisiert wurden aus der Berliner Tiergartenstraße 4 ,– und als „Aktion T4“ genannt in den Landes Heil- und Pflegeanstalten Deutschlandweit durchgeführt wurden.
 
Bislang stand die LHP Königslutter eher im Fokus als so genannte „Zwischenanstalt“ zur Tarnung und zur Verschleierung der auch nach NS-Recht illegalen Aktion T4. Aber wie nach jüngsten Recherchen herausgefunden, fielen fast ebenso viele eigene PatientInnen aus Königslutter den Mordaktionen der Ärzte, Juristen und Verwaltungsbeamten zum Opfer.
 
Die 70 Menschen, deren Ermordung vor 80 Jahren gedacht wurde, waren Menschen aus der Region: Sie stammten u.a. aus Braunschweig, Königslutter, Schöningen, Wolfenbüttel und konnten Nachbarn, Bekannte, Freunde gewesen sein, bis sie psychisch erkrankten und in die Heilanstalt Königslutter kamen.
In der Folge (bis zum Gasmordstopp im August 1941) starben weitere 120 eigene PatientInnen. 234 PatientInnen anderer Anstalten kamen nach Königslutter, um kurz darauf in der Tötungsanstalt Bernburg vergast zu werden. So fielen nach den jüngsten Recherchen 424 Menschen dem Gasmord zum Opfer. Und auch noch später, nach dem August 1941 und dem Ende der „Aktion T4“, ging das Töten direkt in der Heil- und Pflegeanstalt durch Medikamente weiter.
 
Wir haben heute diesen Menschen gedacht, die sich schutzbedürftig, da krank und beeinträchtigt, in der Heilanstalt Königslutter befanden. Die dort von Ärzten, die dem hippokratischen Eid zum Schutz der Kranken verpflichtet waren!), als angeblich ‚lebensunwert‘ eingestuft wurden. Und hier aktiv vor Ort zur Ermordung in Bernburg ‚ausgewählt‘ wurden. Die dann (nach den neuesten Erkenntnissen 424 Personen) in der Gaskammer in Bernburg getötet wurden. Die Täter (wie mein Großvater) wurden nie zur Rechenschaft gezogen.
 
Mit den nun so akribisch recherchierten Namen der Ermordeten können ihre Einzelschicksale und die Erinnerung an ihr Leben, an ihre Existenz, wachgehalten werden. Das ist Auftrag und Verpflichtung gleichermaßen. Ihre Schicksale mahnen uns daran, dass dies nie wieder passieren kann und darf.
Anschließend verlas Götz Van Ooyen (Danke!) die Namen der an diesem Tage ermordeten 70 Menschen."