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(zum 16.04.2022)  Ostermarsch in Braunschweig

Mit ca. 200 Teilnehmenden war der von Friedensbündnis und Friedenszentrum organisierte Ostermarsch gut besucht. Geschuldet war der Zuspruch dem traurigen Anlass des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Ausgehend vom Kohlmarkt bewegte sich der Demonstrationszug mit 3 Zwischenkundgebungen (Ringerbrunnen, Schlossplatz, Magnikirche) durch die Innenstadt und endete zur Abschlusskundgebung am Kohlmarkt.

Die Redebeiträge von Werner Hensel, Elke Almut Dieter & Michael Köllisch und Dieter Daunert können hier nachgelesen werden. Musikalische Beiträge gab es von Matthias Wesche und Corinna Senftleben. Sie spielten eigene Interpretationen von Antikriegs-Liedern wie "Es ist an der Zeit/Hannes Wader - Eric Bogle", "Der Deserteur/Boris Vian - Zupfgeigenhansel", "Soldaten/Buffy Saint-Marie - Bettina Wegner", "Mein Name ist Mensch/Ton Steine Scherben", u.a.

Im Anschluss an die Kundgebung ging es gemeinsam zur Friedenskundgebung des DGB vor dem Rathaus.

Redebeiträge:


Werner Hensel
Elke Almut Dieter & Michael Köllisch
Dieter Daunert
Cristina Antonelli

Collage




Rede Werner Hensel



Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

Bundeskanzler Scholz kündigte zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine eine „Zeitenwende“ an, ein „Sondervermögen“ für Aufrüstung wurde aufgelegt.

Ja, wir brauchen eine Zeitenwende, wir brauchen Sondervermögen in Höhe von mehrfach 100 Milliarden Euro.

Wir brauchen eine Zeitenwende hin zu friedlicher Zusammenarbeit – weg von Aufrüstung, Drohgebärden und Ausweitung militärischer Einflusszonen. Dieser Kurs hat aktuell seinen Tiefpunkt im Krieg Russlands gegen die Ukraine erreicht.
Aus diesem völkerrechtswidrigen Krieg gibt es nur einen Ausweg: sofortiger Waffenstillstand, Rückzug der russischen Truppen, Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine und Verhandlungen. Waffenlieferungen werden diesen Krieg und damit das Leiden der Bevölkerung verlängern. Waffenlieferungen haben nur einen Gewinner: die Rüstungsindustrie.

Wir brauchen Verhandlungen über ein System gemeinsamer Sicherheit in Europa unter Einbeziehung der Ukraine und Russlands.
Wir brauchen ein Verbot von Waffensystemen mit einer Flugzeit von wenigen Minuten zu ihrem Ziel in der Nachbarschaft von Atommächten.
Die Gefahr von technischen Fehlfunktionen, die angesichts der kurzen Zeit nicht mehr korrigiert werden können, ist viel zu groß. Die Folge kann ein Atomkrieg sein, der von automatisierten Waffen- Systemen ausgelöst wurde.
Vor 40 Jahren hatte ein Offizier der Roten Armee 28 Minuten Zeit, um einen Fehlalarm seines Satelliten-Systems festzustellen bis er den Gegenschlag auslösen musste. Der Satellit hatte den Start von US-Atomraketen gemeldet. Nach 17 Minuten stand fest: Es war eine Fehlfunktion. Die Klugheit eines Offiziers hatte die Menschheit vor dem nuklearen Inferno bewahrt. Bei einer Flugzeit von 5 Minuten bleibt diese Zeit nicht mehr.
Deshalb bleiben wir dabei: Keine neuen schnelleren Waffen-Systeme, Atomwaffen raus aus Deutschland!


Liebe Friedensfreundinnen und -freunde

Ich bin für mehrere Sondervermögen.

Erstens ein Sondervermögen für Maßnahmen zur Verhinderung der Klimakatastrophe.
Für den Umbau des Verkehrssystems zugunsten eines leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehrs.
Für den Umbau der Energieerzeugung zugunsten regenerativer Energiequellen.
Für Förderung von Maßnahmen zur Energie-Einsparung und Wärmedämmung. Dafür werden 100 Milliarden nicht ausreichen.
Wie soll die Abkehr von fossilen Energiequellen gelingen, wenn die dafür notwendigen Milliarden für Rüstung verschwendet werden? Entweder Rüstung oder sozial-ökologischer Umbau!

Zweitens ein Sondervermögen zur Bekämpfung des Hungers in der Welt, für die Versorgung der Menschheit mit Trinkwasser.
Von der Grundversorgung mit Nahrung und Trinkwasser sind aktuell hunderte von Millionen Menschen ausgeschlossen. Über 2 Milliarden Menschen haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Der Klimawandel wird diese Probleme verschärfen.
Um das zu verändern braucht es braucht es zuerst die Beendigung des Krieges in der Ukraine, damit die Produktion von Weizen, Speiseöl und Dünger wieder Vorkriegsniveau erreichen kann. Dann braucht es Geld für die Trinkwassererschließung und -versorgung.
Dann braucht es den politischen Willen, die Spekulation mit Nahrungsmitteln zu verbieten.

Uns muss klar sein, dass die Nichtlösung dieser Probleme neue Kriege, zur Folge haben wird. Aber auch ohne neue Kriege werden sich Millionen Menschen auf den Weg machen, um ihren lebensfeindlichen Umständen zu entkommen.
Wenn hunderte von Milliarden für Rüstung verschwendet werden, haben wir kein Geld mehr, Millionen Menschen ausreichend zu ernähren.

Drittens ein Sondervermögen für die Aufwertung unseres Gesundheits- und Bildungswesens. Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, was schon vorher schlecht war: Der Personalmangel im Gesundheitswesen, in der Pflege. Dessen wesentliche Ursache ist, dass aus Gesundheit und Pflege ein Geschäft gemacht wurde. Die Folge: unzureichende Bezahlung und unzumutbare Arbeitsbedingungen, welche die Menschen aus dem Beruf treiben. Die Anhebung der Gehälter aller Pflegekräfte Deutschlands auf das Niveau des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes würde rund 5,2 Milliarden Euro im Jahr kosten. (- schrieb das Ärzteblatt). Diese Unsumme verschlingt die Anschaffung der 35 neuen F-35-Atombomber locker. Da verschwindet das Geld, was für ausreichend Fachkräfte in den Kitas notwendig wäre. Entweder Rüstung oder ein gutes Gesundheitswesen.

Viertens ein Sondervermögen für die weltweite Bekämpfung der Corona-Pandemie. Für dessen Anschub-Finanzierung hat die EU-Kommission die Summe von 7,5 Milliarden Euro genannt.


Liebe Friedensfreundinnen und -freunde

Diese Summen für Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels, des Hungers, der Pandemie – also Maßnahmen, die das Überleben der Menschheit sichern, sind ein Bruchteil dessen, was aktuell für die Rüstung ausgegeben wird:

 Deutschland zur Zeit 50 Mrd. pro Jahr, eine Steigerung auf über 70 Mrd. pro Jahr soll ins Grundgesetz – plus 100 Mrd. Sondervermögen.

 Für die neuen europäischen Kampfflugzeuge und Kampfpanzer werden Entwicklungskosten von jeweils mindestens 100 Mrd. Euro genannt.

 Weltweite Rüstungskosten aktuell knapp 2000 Milliarden Dollar jedes Jahr, davon allein knapp 800 Milliarden von den USA. Hat das die Welt sicherer gemacht?

Ob Sondervermögen für die Rüstung ausgegeben werden oder für die Lösung der großen Menschheitsprobleme und sozialer Missstände ist eine Frage des politischen Willens. Ob die Profitinteressen der Rüstungsindustrie befriedigt werden oder unser Interesse an einer lebenswerten Umwelt und sozialem Frieden entscheiden Politiker.
Helfen wir ihnen bei der Entscheidungsfindung!

Dazu möchte ich einen Berufssoldaten zitieren:
«jede Kanone, die hergestellt wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel läuft, jede Rakete, die gestartet wird, (ist) ein Diebstahl von jenen ist, die hungern und denen nichts zu essen gegeben wird, die frieren und die nicht gekleidet werden». Die Rüstungsausgaben einer jeden Nation «verschwenden den Schweiss ihrer Arbeiter, den Genius ihrer Wissenschafter, die Hoffnungen ihrer Kinder».
Und weiter: «Wir müssen auf der Hut sein vor unberechtigten Einflüssen des militärisch-industriellen Komplexes, ob diese gewollt oder ungewollt sind. Die Gefahr für ein katastrophales Anwachsen unbefugter Macht besteht und wird weiter bestehen. Wir dürfen niemals zulassen, dass das Gewicht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unseren demokratischen Prozess bedroht.»
Sagte Dwight D. Eisenhower vor 60 Jahren, damals US-Präsident, vorher US-General im 2. Weltkrieg.

Es ist tatsächlich eine Beleidigung für menschliche Intelligenz, für Ingenieurskunst, wenn sie für die Entwicklung sog. intelligenter Waffensysteme missbraucht wird, anstatt für neue Technologien für Energie-Einsparung und -Erzeugung, für Trinkwasser-Gewinnung, für eine Landwirtschaft, die ohne Umweltzerstörung die Menschheit ernährt.


Liebe Friedensfreundinnen und -freunde

Wir brauchen eine fortschrittliche Zeitenwende, eine Zeitenwende für mehr Gerechtigkeit. Dem steht die zunehmende Ungleichheit im Wege.
Ja, die Beschlagnahmung von Oligarchen-Vermögen ist eine gerechte Sache. Auf den 100-m- Luxusyachten der Superreichen können Flüchtlinge untergebracht werden.
Es gibt nicht nur russische Oligarchen.
Mitten in der Corona-Pandemie lieferten sich zwei Milliardäre eine Wettlauf um private Ausflüge ins Weltall.
Mitten in der Klimakrise fliegt ein halbes Dutzend Super-Reicher für 50 Mio. Dollar pro Person zu einem Kurztrip auf die ISS. Bei den Super-Reichen dieser Welt sind anscheinend Mega-Yachten out – eine private Weltraumrakete muss es sein.
Während der Corona-Pandemie haben die 10 reichsten Menschen der Welt ihr Vermögen verdoppelt. Die Zahl erspare ich Euch, sie ist sowieso unvorstellbar.
Auch Ungleichheit ist eine Kriegsursache.
Für die Sondervermögen ist genug Geld da, wenn wir auf die Rüstung verzichten und die Reichen zur Kasse bitten – mit Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Sonderabgaben.


Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

Unsere Politiker begründen ihre Entscheidungen für Aufrüstung, für Waffenlieferungen, für eine Zeitenwende mit den schrecklichen Bildern vom Krieg in der Ukraine.
Bilder von den aktuell ca. 20 Kriegen in der Welt könnten 24 Stunden pro Tag gezeigt werden. Alle sind unerträglich – ob aus Mariupol, aus Charkiw, Butscha oder aus Marib, der zur Zeit umkämpften Stadt in Jemen, wo der Krieg ins achte Jahr geht, 150.000 Menschen das Leben gekostet hat und wo 13 Mio. Menschen vom Hungertod bedroht sind.
Auch die Bilder von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine sind unerträglich, genauso wie die Bilder von Kriegsflüchtlingen in den Wäldern Belarus', auf Lesbos oder den Lagern Libyens. Es darf keinen Unterschied beim Willkommen von Flüchtlingen geben – egal aus welchem Krieg, egal aus welchem Grund.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist schrecklich, er macht uns Angst, weil er so nah ist und zu einem Atomkrieg eskalieren kann. Aber andere Kriege sind nicht weniger schrecklich, weil sie weiter weg sind.

Wollen wir diese Bilder nicht mehr sehen, müssen Kriege verhindert werden, müssen Kriege so schnell wie möglich beendet werden.

Dann erübrigt sich auch jeder Streit darüber, ob Bilder wahr oder gefälscht sind. Wir vergessen nicht, dass am Beginn großer Kriege stets große Lügen standen!

Der Friedensbewegung wird vorgeworfen, sie sei aus der Welt gefallen, weil sie Waffenlieferungen ablehne. Wir sind mit unserer Haltung und unseren Forderungen sehr aktuell.

Die Friedensbewegung bleibt dabei – unser Marsch ist eine gute Sache!

Die Waffen nieder! Verhandeln statt Schießen! Abrüstung statt Aufrüstung!




Rede Elke Almut Dieter & Michael Köllisch



Im Namen vom Friedensbündnis und vom Friedenszentrum Braunschweig begrüßen wir Euch/Sie zum diesjährigen Ostermarsch. Die Ostermärsche der vergangenen Jahre richteten sich gegen die Aufrüstung, gegen die sich zuspitzende Konfliktspirale, die wir als gefährlich für den Frieden ansahen... Russland hat die Ukraine brutal überfallen, das Völkerrecht gebrochen – es ist Krieg in Europa, eine neue Qualität der Gewaltanwendung! Die Aggression ist bis hier zu spüren: es gibt Streit über den Weg, den Krieg zu beenden. Unsere Forderung lautet:

Die Waffen nieder!

Das Leiden der Menschen in der Ukraine wird immer dramatischer. Die Städte sind zerstört, Mariupol ist nicht mehr wiederzuerkennen, in vielen Orten fanden entsetzliche Kriegsverbrechen statt, hunderte Zivilisten wurden Opfer von Gräueltaten. Der Name Butcha wird in die Geschichte eingehen. Die Schuldigen werden zur Rechenschaft gezogen werden! Wir gedenken der Opfer und fühlen mit den Menschen, die so viel Grausames im Kriegsgeschehen erlebt haben. Auch die im Krieg getöteten Soldaten auf beiden Seiten sollten unsere Empathie haben: Waffen töten – das Töten wird erst aufhören, wenn die Waffen schweigen.


Der Angriffskrieg ist das schlimmste Kriegsverbrechen von allen, weil er alle anderen Kriegsverbrechen in sich trägt. Unsere Empörung gilt der Russischen Führung, die diese Todesmaschinerie in Gang gesetzt hat. Ebenso aber auch all denen, die jahrzehntelang hochgerüstet und Misstrauen gesät, statt Vertrauen geschaffen zu haben. Unser Protest richtet sich gegen alle Kriegstreiber in der Welt.
Dieser Krieg macht Angst, weil er uns so nahe ist und weiter zu eskalieren droht. Aber wir erinnern daran, dass auch Kriege, die weiter entfernt sind, nicht weniger schrecklich sind. Zeitgleich laufen ja andere Angriffskriege wie zum Beispiel gegen den Yemen und den Irak, für die ebenfalls gilt: "Die Waffen nieder!"

Was können wir tun?

Wir halten unsere Türen offen für alle die aus Kriegen entkommen wollen - unabhängig von Hautfarbe, Staatsangehörigkeit und Identität - auch für Fahnenflüchtige und Deserteure. –

- Unsere Politiker*Innen sind konfrontiert mit den Forderungen aus der Ukraine nach mehr und wirksameren Waffen. Es ist eine Gradwanderung zwischen der Hilfe für ein Nachbarland und dem Eintritt als Kriegspartei. Deutschland als Mitglied der NATO darf nicht Kriegspartei werden, um eine Eskalation zu einem atomaren Weltkrieg zu vermeiden.

- Politiker*Innen sind konfrontiert mit Vorwürfen für eine angeblich verfehlte Politik, der Bundespräsident Herr Steinmeier wurde ausgeladen.. Seine durchdachten Reden passen nicht in das heutige Kriegsgeschrei. „Der Versuch, mit Russland in Frieden zu leben, war richtig“, sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Kässmann. „Das wird auch in einer Zeit nach dem Krieg wieder nötig sein.“ „Jetzt den Pazifismus zu verdammen, weil man nicht weiß, wie man den Krieg stoppen soll, das ist falsch.“ Das Sterben im Krieg ist die beste Begründung für Pazifismus.

Stoppt den Krieg in der Ukraine!

- Wir fordern, dass die russische Führung die Angriffe sofort einstellt, sich aus der Ukraine zurückzieht und deren territoriale Integrität wieder herstellt.
- Unser Ziel sind Verhandlungen, die zu einem Waffenstillstand und langfristig zu einer Lösung kommen, die der Ukraine Frieden bringt. Die Ukraine und auch Russland sind Teil von Europa. Ein friedliches Europa – ein Europa in Frieden – kann es nur mit gemeinsamer Sicherheit geben. Die muss auf Vertrauen und nicht auf hochgerüstetem Militär beruhen. Langfristig muss auch Russland einbezogen werden. Ein Gespräch mit Feinden ist der notwendige erste Schritt zu einem Interessenausgleich, zu einem modus vivendi.


Stoppt das 100-Milliarden-Euro-Aufrüstungsprogramm

Der von Bundeskanzler Scholz ausgerufene Zeitenwechsel ist der politische Schritt in eine kriegerische Rüstungsgesellschaft. Wir glauben, dass das der falsche Weg ist, dass die Rüstung uns nicht ein Stück näher an eine Sicherheit heranbringen kann. Die großen Menschheitsprobleme - Klimawandel, Hunger, Versorgung mit Trinkwasser, Bekämpfung der Pandemie - können nur in friedlicher Zusammenarbeit gelöst werden. Das Geld, welches jetzt für die Rüstung verschwendet wird, fehlt zur Lösung dieser Probleme. Wir können uns die Rüstung nicht leisten!
 
Wir starten jetzt den Ostermarsch und tragen unsere Forderungen in die Öffentlichkeit: Nieder mit den Waffen. Stoppt den Krieg. Stoppt den Hass! Stoppt das Aufrüstungsprogramm!

 


 Rede Dieter Daunert

 

Guten Tag, mein Name ist Dr. Dieter Daunert, ich bin Allgemeinarzt im Ruhestand und Mitglied der IPPNW, d.h. der Ärzteorganisation zur Verhütung eines Atomkrieges und Ärzte in sozialer Verantwortung. Als Regionalgruppe der IPPNW verurteilen wir aufs schärfste den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der russischen Föderation gegen die Ukraine.

Um den Krieg und das sinnlose Opfern von Menschenleben zu beenden, fordern wir einen sofortigen Waffenstillstand und das Aussetzen von Waffenlieferungen in die Ukraine.

Als IPPNW sehen wir die große Gefahr, dass der lokal begrenzte Konflikt, der zur Zeit in der Ukraine stattfindet, sich auf Mitteleuropa und im schlimmsten Fall auf einen weltweiten kriegerischen Konflikt ausweiten könnte, der dann vermutlich mit dem Einsatz von taktischen oder sogar mit interkontinentalen Atomwaffen ausgetragen werden würde.

Das hätte unabsehbare Folgen für die Menschheit und würde zu vielen Millionen oder gar Milliarden Opfern führen, die durch direkte Atombombenwirkungen, anschließende Verstrahlung und die nachfolgenden Hungersnöte durch den nuklearen Winter ausgelöst würden. Dieses Risiko muß unbedingt vermieden werden.

Wir fordern aus diesem Grund eine Ratifizierung der ICAN Initiative durch die deutsche Regierung, die zu einem weltweiten Atomwaffenverbotsvertrag führen soll.

Wir fordern als sofortige Maßnahme die Vernichtung der Atomwaffen in Büchel. Für den Einsatz im Kriegsfall lagern die USA Atombomben auf deutschem Boden. Jede dieser Bomben hat eine maximale Sprengkraft, die mit der von 13 Hiroshima-Bomben vergleichbar ist. Die Hiroshima-Bombe hat vor 70 Jahren binnen vier Monaten 140.000 Menschen getötet und unzählige zu langjährigem Leiden verurteilt. Wir fordern die Bundesregierung auf, von dem Kauf der amerikanischen F-35 Tarnkappenbombern zum Transport dieser Atomwaffen Abstand zu nehmen.

Mit meiner Familie habe ich vor einigen Jahren das Friedensmuseum in Hiroshima besucht und war durch das dokumentierte Grauen so angegriffen, dass ich die Ausstellung verlassen musste, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, diese Massen an verbrannten und verstrahlten Opfer ansehen zu müssen.

In meiner Jugend habe ich die Nachrüstungsdebatte miterlebt und es nicht für möglich gehalten, dass diese Situation sich erneut ergeben könnte.

Dass dieses Schicksal meinen Kindern drohen könnte, hatte ich verdrängt und in den Jahrzehnten seit 1989 nicht für möglich gehalten.

Helmut Schmidt hatte als Wehrexperte der SPD schon in 1958 vor der Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland gewarnt und eine Verschlechterung der deutschen Sicherheitslage als Folge befürchtet.

Dass er später den NATO Doppelbeschluss exekutiert hat, das möchte ich nicht unbedingt als politische Lernfähigkeit interpretieren.

Wir als Regionalgruppe der IPPNW in Braunschweig fordern deshalb Verhandlungen über eine Sicherheitsarchitektur in Europa, die sowohl die europäischen als auch die russischen Sicherheitsinteressen berücksichtigt und im Sinne einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit die zukünftigen Beziehungen der Europäer und der russischen Förderation gestaltet.

Als IPPNW fordern wir sowohl die unbürokratischen Aufnahme von Fliehenden aus der Ukraine als auch die unbürokratische Aufnahme von Deserteuren aus der Ukraine und aus der russischen Föderation.

Uns Menschen läuft die Zeit weg, die gravierenden Probleme des Klimawandels, die Transformation in eine nachhaltige Produktionsweise, die weltweite ungerechte Verteilung des Wohlstandes und die weltweiten sozialen Probleme im Bereich der Bildung und der medizinischer Versorgung zu lösen.

Die gewaltigen Geldbeträge, die zur Zeit für die Rüstung ausgegeben werden, müssen unbedingt in diese Bereiche investiert werden.


 Rede Cristina Antonelli



Liebe Leute,

ich wurde gebeten etwas zum heutigen Ostermarsch zu sagen. Also bin in mich gegangen, um Worte zu finden, die der Zeit, die wir gerade erleben und den immerwährenden Bestrebungen nach Frieden gerecht werden.

Dabei ist eines ganz klar: dieser Ostermarsch, bei dem wir alle geschlossen für Frieden einstehen, ist untrennbar von dem Gedanken an den Krieg, den wie alle seit Wochen live und in Farbe per Kriegsberichterstattung quasi vor der eigenen Haustür erleben und davon, welche Lösungen wir dem entgegensetzen, um dieses schreckliche Kriegsverbrechen zu stoppen, von dem wir nicht nur Zeugen werden, sondern von dem wir wissen, dass mit diesem Krieg Putin einen Graben zwischen sich und uns, also seiner kaltblütigen Machtinszenierung und dem freiheitlichen demokratischen Gedanken zementiert.

Das Instrument, das er dafür nutzt, heißt Kriegsverbrechen, wofür er Zivilisten ermorden lässt. Die Brutalität kennt in diesem Krieg sowie in vielen anderen auch, keine Grenzen. Wie kann es sein, dass wir im 21. Jahrhundert mit einer Realität konfrontiert werden, als seien wir um mindestens 100 Jahre zurückgeworfen, wenn nicht gar ins Mittelalter zurückversetzt? Nein, Herr Wladimir Putin, wenn du denkt, du kannst durch Völkermord und indem du wehrlose Frauen vergewaltigen lässt, die Kraft kultureller Errungenschaften wie Humanität und den Willen zu einem demokratischen Miteinander besiegen, dann bist du ganz sicher auf dem Holzweg.

Putin will mit Macht seinen Staatsapparat vor dem Untergang sichern, anstatt konstruktive Lösungen für die wirtschaftliche und demokratische Ineffizienz seines Landes zu suchen, anstatt die Strukturen seines Systems zu modernisieren, anstatt Brücken zum besseren Verständnis und zum Miteinander ethnischer Gruppen innerhalb seiner Nation zu schaffen, lässt er lieber Panzer und Raketen sprechen. Neue Wege aus den Problemen dieser Welt zu finden, geht anders! Mit seinem Kriegsnarrativ legt er nichts anderes als den Mangel an visionärem Denken an dem Tag!

Deshalb kann uns das nichts anderes sagen, als dass die freiheitliche Demokratie, die wir leben, in der es möglich und wichtig ist, für den Frieden auf die Straße zu gehen, uns dessen Werte bewusster denn je zu werden.

Sie mag nicht perfekt sein, aber die Alternativen dazu sind erschreckend, so stand es in der Süddeutschen Zeitung. Wie wahr!

Frieden geht nur im Miteinander. Und so auch unser demokratisches System. Beide machen sich nicht von selbst und erst recht nicht nur von oben. Es braucht eine aktive Gesamtgesellschaft. Das heißt, wir alle müssen dafür was tun.

Frieden ist ein existenzieller und elementarer Bedarf des menschlichen Seins, eine grundlegende Tugend, die weltweit geteilt wird, die alle Menschen und Länder dieser Welt vereint. Jede und jeder von uns ist aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen, damit dieser humanitäre Wert geachtet und weitergetragen wird.

Schon Dante Alighieri schrieb dazu: „Bedenkt, wozu dieses Dasein uns gegeben wurde! Nicht um Rohlingen und Scheusalen gleich zu tun, nein, um Wissenschaft und Tugend zu erstreben.“
Der norwegische Mathematiker und Politologe Johan Galtung nennt diese jedoch eine passive Friedenshaltung. Er fordert dazu auf, sich aktiv gegen strukturelle Gewalt, nämlich für die Entfaltungsmöglichkeiten eines jeden Individuums einzusetzen und gegen Diskriminierung genauso wie gegen die ungleiche Verteilung von Einkommen, Bildungschancen und Lebenserwartungen einzusetzen (1) . Nur damit ließe sich ein Weg hin zum friedlichen Miteinanders gestalten.

Hierzu möchte ich ergänzen, dass es jetzt, in Zeiten des Klimawandels auch um den Wettlauf um Ressourcen geht, wie Gas und Erdöl und der weltweiten Umverteilung dieser Güter. Hierfür brauchen wir langfristige und nachhaltige Lösungen.

Eine Zeit, die von Umbrüchen geprägt ist, wie die unsere, ist begleitet von Flucht und Migration. Die Solidarität, die wir für die Kriegsvertriebenen aus der Ukraine aufbringen, ist richtig und wichtig. Diese Solidarität muss allerdings dauerhaft sein und für alle Geflüchteten aus allen Kriegsregionen gelten, ganz egal woher! Es ist unsere Pflicht, Menschen aus Kriegsgebieten Schutz zu gewähren. Das Recht auf Frieden und Sicherheit muss dabei für alle gleich gelten. Sprich, Aufenthalts, Leistungsrecht, zivilgesellschaftliche Hilfe und der Zugang zu Sprachkursen muss allen gleich zukommen. Es darf dabei keine Geflüchteten erster oder zweiter Klasse geben!

Im Sinne des Friedens fordern wir also hier und jetzt:
Putin soll seinen Krieg sofort einstellen. Dafür die Strukturen seines Landes modernisieren …

Sein Verbrechen an das ukrainische Volk muss rechtlich verfolgt werden

Gleichbehandlung von Kriegsgeflüchteten verschiedenster Herkünfte

Aktive Friedenshaltung hier und jetzt gegen jegliche Art von Diskriminierung

Gleiches Recht auf Bildung und Einkommen für alle hier lebenden Menschen

Vielen Dank und ein friedvolles Osterfest allen zusammen……..


 (1) https://www.tagesspiegel.de/politik/nach-innen-und-aussen-was-ist-frieden/3679710.html



s. auch Beitrag im braunschweig-spiegel

Fotogalerie in der braunschweiger-zeitung

Artikel in der braunschweiger-zeitung

Ankündigung und Aufruftext des braunschweiger Ostermarsches