Ein Kommentar des Friedenszentrums Braunschweig zur neuen Werbekampagne der Bundeswehr
 

(Screenshot: Facebookauftritt Bundeswehr (https://www.facebook.com/bundeswehr.karriere/photos/a.219080981464702/2337060559666723/?type=3&theater)

Großflächig und farbenfreudig wird auf Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs und deren Haltestellen von der Bundeswehr  geworben - zumeist für Handwerksberufe, vielfach für Zusatzqualifikationen: Der Klempner erhält zum Beispiel Gelegenheit, sich kostenlos zum Meister weiterzubilden. Aber damit soll nicht etwa der eklatante Fachkräftemangel in der Gesellschaft verringert werden, sondern die so Qualifizierten werden als SoldatInnen für unsere Truppen am Hindukusch, in Mali und künftig vielleicht auch am Persischen Golf gebraucht.

Für die potenziellen Offiziere gibt es eine eigene Werbung, die auf Selbstentfaltung zielt: Sie sollen die „wahren Werte“ erlernen und verkörpern. Welche? Sicherlich nicht die der Zivilgesellschaft, die Achtung vor den Menschenrechten und vergleichbar Anzustrebendes. Hier geht es primär um die Einübung von Disziplin und Gehorsam, darum, Befehle ausführen und erteilen zu können,  „Leidensfähigkeit“ zu entwickeln  

In dem Slogan: „WELTFRIEDEN DEFEKT. TECHNIKER (M/W) GESUCHT“, wird deutlich, wes Geistes Kind die Propagandisten einer gegebenenfalls gewaltsamen weltweiten Durchsetzung von „Freiheit, Demokratie und Menschenrechten“ sind: Diese Werte und Verfassungselemente sind in der westlichen Welt von den Rechtlosen und Unterdrückten mit einem hohen Blutzoll erkämpft worden. Es stellt eine Perversion des Denkens dar, dass sie nun zur ideologischen Rechtfertigung  für die Durchsetzung imperialer Ziele des „Westens“ missbraucht werden.

Darüber hinaus spekuliert man auf die Vergesslichkeit des Publikums, denn es waren die Armeen des „Westens“, die (vom ehemaligen Jugoslawien über Afghanistan, den Irak, Libyen, Syrien …) die Welt erst zum reparaturbedürftigen Gegenstand  in seiner heutigen Gestalt gemacht haben. - Ebenso beanspruchen solche Produkte die Interpretationshoheit darüber, was denn nun „Demokratie“ etc. zu sein habe und stellen damit der ökonomischen Dominanz den Willen zur ideologischen Bevormundung an die  an die Seite.

Die Instrumente zur „Reparatur“ dieser Welt können nicht von den Militärs dieser Welt bereitgestellt werden. Sie heißen: Selbstbestimmung der Völker und aller Menschen, Freiheit von Ausbeutung und Benachteiligung sowie die Erkämpfung der hierfür notwendigen Voraussetzungen.


Ingeborg Gerlach
Burkhard Jäger