Vortrag von Ralf Becker in der Ev. Akademie Abt Jerusalem am Donnerstag, 7. November "Sicherheit neu denken - Europas Sicherheitspolitik zwischen Trump und Putin".

In dem Vortrag stellte Ralf Becker das Szenario "Sicherheit neu denken" der Evangelischen Landeskirche in Baden vor.
Ausgehend von einer 2011 in den USA erschienenen Studie beschloss die Synode der Evangelischen Landeskirche Baden 2013, ein Szenario zum mittelfristigen Ausstieg aus der militärischen Friedenssicherung zu entwerfen.

Die Studie zeigt, dass gewaltfreie Konfliktbearbeitungen erfolgreicher und nachhaltiger sind als militärische: "Why civil resistance works...". Die Verfasserinnen Erica Chenoweth und Maria J. Stephan waren zu Beginn ihrer Studie davon ausgegangen, dass Konflikte überwiegend militärisch zu lösen seien.

Wie könnte dieser Wandel vor sich gehen, welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Deutschlands Sicherheitspolitik im Jahre 2040 ohne Militär auskommt?

Das Szenario stellt fünf Pfeiler dar, auf denen die zivile Sicherheitspolitik beruht.
  • Gerechte Außenbeziehungen
  • Nachhaltige Entwicklung der EU-Anrainerstaaten
  • Teilhabe an der internationalen Sicherheitsarchitektur
  • Resiliente Demokratie (robuste, widerstandsfähige Demokratie)
  • Konversion der Bundeswehr und der Rüstungsindustrie


Ralf Becker strahlte Optimismus aus, da gewaltfreie Strukturen im Ansatz bereits vorhanden seien. Sie müssten ausgebaut werden. Er hält es nicht für sinnvoll, den Austritt aus der NATO zu fordern. Das Szenario endet im Jahre 2040 mit der vollständigen Konversion der Bundeswehr. Zitat aus der Kurzfassung: "Das bisherige Bundesministerium für Verteidigung wird zum Ministerium für Zivile Krisenprävention. Die Bundeswehr übergibt ihre letzten Einrichtungen und Ausrüstungs-gegenstände an das Internationale Technische Hilfswerk. Deutschland hat seine Sicherheitspolitik komplett auf nachhaltige zivile Sicherheitspolitik umgestellt." Wer an einer Abkehr von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik interessiert ist, wer wissen will, wie ein mittelfristiger Ausstieg aus der militärischen Friedenssicherung ermöglicht werden kann,sollte sich mit diesem Szenario beschäftigen.




Gabriele Canstein, Hubert Schipmann