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Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt, Ein Reiter vor Dschellalabad hält, /“Wer da?“ – Ein britischer Reitersmann, /Bringe Nachricht aus Afghanistan“
Afghanistan! Er sprach es so matt;/ Es umdrängte den Reiter die halbe Stadt,/ Sir Robert Sale, der Commandant/ Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.
Sie führen ins steinerne Wachhaus ihn/ Sie setzen ihn nieder an den Kamin,/Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,/ er athmet hoch auf und dankt und spricht:
„Wir waren dreizehntausend Mann,/ Von Cabul unser Zug begann, / Soldaten, Führer, Weib und Kind/ Erstarrt, erschlagen, verrathen sind.


Zersprengt ist unser ganzes Heer,/ Was lebt irrt draußen in Nacht umher./ Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt./ Sehr zu, ob den Rest ihr retten könnt.
Sir Robert stieg auf den Festungswall,/ Offiziere, Soldaten folgten ihm all´, Sir Robert Sprach: „Der Schnee fällt dicht,/ Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,/ So lasst sie´s hören, dass wir da,/ Stimmt an ein Lied von Heimath und Haus,/ Trompeter, blast in die Nacht hinaus!“
Da huben sie an und sie wurden´s nicht müd´,/ Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied./ Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,/ Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,/ Laut, wie nur die Liebe rufen mag,/ Sie bliesen – es kam die zweite Nacht,/ Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.
Die hören sollen, sie hören nicht mehr,/ Vernichtet ist das ganze Heer,/ Mit dreizehntausend der Zug begann,/ E i n e r  kam heim aus Afghanistan. (1859)